Innovative Berufe in der Metallindustrie
Metall- und Maschinenbau befinden sich in einem großen Wandel. Während ein hohes Potenzial für automatisierte Prozesse dafür sorgt, dass der Bedarf an manchen Berufen in der Metallindustrie zurückgeht, bestehen gleichzeitig durch die technologischen Fortschritte gute Karrierechance in interessanten, zukunftsweisenden Berufsfeldern.
In den sogenannten MINT-Berufen fehlt es außerdem an Fachkräften, um die Innovationsfähigkeit von Industrie und Wirtschaft aufrechtzuerhalten. Damit bietet die Branche gerade für junge Menschen auf der Suche nach einer Ausbildung mit Perspektive beste Voraussetzungen.
M+E-Industrie: Die treibende Innovationskraft im Umbruch
Die Metall- und Elektro-Industrie ist in vielerlei Hinsicht von entscheidender Bedeutung. In Deutschland zählt sie zu den umsatzstärksten Branchen und produziert Güter mit einem Exportvolumen von rund 850 Milliarden Euro. Sie ist außerdem einer der größten Arbeitgeber mit rund vier Millionen Beschäftigten und umfasst mit 40 Ausbildungsberufen eine große berufliche Vielfalt.
Die M+E-Industrie verändert sich
Dennoch ist der Umbruch auch in der Metallindustrie spürbar. Zahlreiche Berufsfelder sind im Zuge von Digitalisierung und Automatisierung weniger gefragt. Viele Prozesse in der Verarbeitung von Metallen und der Fertigung von Werkstücken aus Metall lassen sich automatisiert durchführen.
Auf der anderen Seite rücken durch diesen Wandel andere Berufsfelder stärker in den Fokus. Technisches Know-how ist weiterhin gefragt, nur in anderen Zusammenhängen. Es braucht Fachkräfte aus diversen MINT-Disziplinen: Fähigkeiten aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik werden benötigt, um die Innovationen in der Branche weiter voranzutreiben.
Laut den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie fehlten 2024 rund 209.000 MINT-Fachkräfte, davon mehr als die Hälfte bei den Facharbeiterberufen. Benötigt werden außerdem Akademiker sowie Spezialisten, Meister und Techniker. Durch die digitale Transformation ergeben sich vielfach vollkommen neue Voraussetzungen für den Zugang zur Branche.
Die M+E-Industrie verändert die Welt
Die Metallindustrie unterliegt aber nicht nur Veränderungen, sie ist ein maßgeblicher Faktor für tiefgreifende Veränderungen in anderen Branchen und in unserer Lebensweise. Nachhaltige Energie-, Wärme- oder Industrieproduktion ist ebenso auf innovative technische Lösungen aus dem M+E-Bereich angewiesen wie die Mobilitätsbranche.
Unabhängig davon, ob es um Windkraftanlagen, Automobile, Heizungen oder neue Wege bei der industriellen Produktion geht: Kenntnisse und Produkte der Metall- und Elektroindustrie sind überall involviert. Sie sind damit nicht zuletzt bei Klimaschutz und Energiewende tragende Säulen – und werden das auch in Zukunft sein.
Metallberufe mit Zukunftsperspektive
Der Fachkräftemangel stellt für die Metallindustrie in vielen Bereichen ein ernstzunehmendes Hindernis dar. Das gilt für vor allem für die Digitalisierung, die Umsetzung von Klimaschutz und Energiewende und den Umgang mit geopolitischen Risiken (wie zum Beispiel bei anfälligen Lieferketten).
Deshalb liegt für junge Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz in den MINT-Berufen ein großes Potenzial für einen Karriereweg mit Zukunft. Hinzu kommt eine große Vielfalt an Ausbildungsberufen mit Bezug zur Metallbearbeitung und -verarbeitung.
Anlagenmechaniker
Anlagenmechaniker werden für den Bau großer Anlagen benötigt, etwa Pipelines oder Kessel für Industrieanlagen. Mittlerweile spielen dabei auch digitale Hilfsmittel in zunehmendem Maße eine Rolle: Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) helfen bei der Umsetzung von Montageplänen oder bei der Wartung der fertigen Anlagen.
- Aufgaben: Erstellen und Umsetzen von Montageplänen und technischen Zeichnungen; Fertigung von einzelnen Bauteilen und Zusammenbau großer Anlagen; Inbetriebnahme, Wartung und Reparatur der Anlagen
- Spezialisierung: Saniertechnik (Trink- und Entwässerungsanlagen); Heizungstechnik (Öl, Gas, Pellets und Wärmepumpe); Klimatechnik (Lüftungsanlagen) sowie weitere Spezialisierungen in den jeweiligen Bereichen (zum Beispiel Fachkraft für Trinkwasserhygiene, Fachkraft Gaskamine, SHK-Fachkraft für Solarthermie etc.)
Fachkraft Metalltechnik
Fachkräfte für Metalltechnik fertigen mit Hilfe verschiedener Techniken der Metallbearbeitung diverse Einzelteile für Maschinen, Fahrzeuge und Werkzeuge.
- Aufgaben: Fertigung von Werkstücken und Bauteilen aus metallischen Werkstoffen für Maschinen- und Fahrzeugbau sowie Werkzeugherstellung
- Spezialisierung: Fachrichtung Montagetechnik (Montage von Bauteilen zu Baugruppen bzw. von Baugruppen zu Maschinen); Fachrichtung Konstruktionstechnik (Fertigung und Montage von Maßkonstruktionen); Fachrichtung Zerspanungstechnik (Fertigung von Werkstücken durch spanabhebende Verfahren wie Fräsen, Schleifen oder Drehen); Fachrichtung Umform- und Drahttechnik (Herstellung von Draht oder anderen Metallprodukten)
Fertigungsmechaniker
Die wichtigste Aufgabe des Fertigungsmechanikers ist das Zusammenbauen von Bauteilen oder -gruppen zu fertigen Fahrzeugen, Maschinen oder Geräten. Das umfasst das Verschrauben, Löten und Kleben der Einzelteile ebenso wie das Verlegen von elektrischen Leitungen. Metallbearbeitungsverfahren wie Feilen, Sägen, Drehen und Fräsen gehören zu den Grundlagen dieses Berufsfelds, daneben werden neuere Technologien wie 3D-Druck immer wichtiger.
- Aufgaben: Bearbeitung von Werkstücken; Herstellung von Bauteilen nach technischen Unterlagen; Verlegung und Prüfung elektrischer Leitungen; Planung, Überwachung und Optimierung von Montage- und Fertigungsprozessen; Einrichtung und Bedienung von Produktionsanlagen; Optimierung der Fertigungsqualität
Fluggerätmechaniker
Fluggerätmechaniker montieren und reparieren Teile von verschiedensten Fluggeräten, von der kleinen Sportmaschine über Hubschrauber bis zu großen Verkehrsflugzeugen. Neben dem Umgang mit metallischen Werkstoffen und Bauteilen sind grundlegende Kenntnisse im Bereich Elektro- und Messtechnik erforderlich.
- Aufgaben: Aufbau von Fluggeräten; Einbau, Wartung und Reparatur von Elektrotechnik in Fluggeräte; Montage und Bedienung von Steuer- und Fahrwerken; Bearbeitung von verschiedenen Werkstoffen und Metallen; Fertigung von Bauteilen aus luftfahrtspezifischen Werkstoffen; Dokumentation, Schadensfeststellung
- Spezialisierung: Instandhaltung; Fertigungstechnik; Triebwerkstechnik
Gießereimechaniker
Gießereimechaniker arbeiten mit hochmodernen Gussanlagen, um Metalle in die richtige Form zu bringen – vom Rohling bis zum fertigen Bauteil. Bedienung und Programmierung der Gussanlagen zählen ebenso zum Aufgabenbereich wie die Kontrolle der gegossenen Metallteile vor der Weiterverarbeitung.
- Aufgaben: Anwendung grundlegender Techniken der Metallverarbeitung und -bearbeitung sowie des Formens und Schmelzens; manuelle oder maschinelle Herstellung von Gussformen; Bedienung und Überwachung von Produktionsanlagen
- Spezialisierung: Druck- und Kokillenguss; Handformguss; Maschinenformguss; Feinguss; Schmelzbetrieb; Kernherstellung
Industriemechaniker
Industriemechaniker stellen die Bauteile für große Anlagen und Maschinen her und fügen diese zusammen. Die Grundlage sind Kenntnisse über verschiedene Techniken, um Metall zu bearbeiten, die Aufgabenfelder reichen aber bis hin zur Fehlerbehebung in Industrieanlagen.
- Aufgaben: Umgang mit Werkstoffen, Herstellung von Werkstücken und Bauteilen, Auswertung von technischen Zeichnungen, Entwurf von Montagezeichnungen, Montage, Inbetriebnahme und Wartung von Maschinen, Einbau von elektrischen Bauteilen, Fehlersuche und -beseitigung
- Spezialisierung: Feingerätebau; Instandhaltung; Maschinen- und Anlagenbau; Produktionstechnik
Konstruktionsmechaniker
Konstruktionsmechaniker sind beim Bau von Schiffen, Kränen, Brücken, Aufzügen und ähnlichen Konstruktionen involviert. Die Aufgabenfelder reichen von der technischen Zeichnung über Bearbeitung der benötigten Bauteile bis zu deren Montage.
- Aufgaben: computergestütztes Anlegen von technischen Zeichnungen; Bearbeitung, Verbindung und Trennung der einzelnen Bauteile mit verschiedenen Techniken der Metallverarbeitung; Montage von großen Konstruktionen, Programmierung und Einrichtung notwendiger Maschinen; Übergabe der Konstruktionen; Wartung von Anlagen, Maschinen und Werkzeugen
Maschinen- und Anlagenführer
Maschinen- und Anlagenführer gewährleisten mit ihrer Arbeit den einwandfreien Betrieb von Maschinen und Anlagen in der industriellen Produktion. Das beinhaltet die Einrichtung und Inbetriebnahme genauso wie die Steuerung und Wartung.
- Aufgaben: Einrichtung, Bedienung und Umrüstung von Maschinen und Anlagen; Überwachung von mehreren Maschinen; Fehlersuche und -behebung; Anwendung von manuellen und/oder maschinellen Fertigungstechniken
Stanz- und Umformmechaniker
Die serielle Produktion von Bauteilen für Autos, Geräte oder Maschinen basiert oft auf Stanz- und Umformprozessen. Mit der entsprechenden Ausbildung gehört unter anderem der Umgang mit CNC-gesteuerten Produktionsmaschinen zu den üblichen Aufgaben, inklusive der dazugehörigen Programmierung, Wartung und Reparatur.
- Aufgaben: Beurteilung von Werkstoffen; Fertigung von Bauteilen mit Hilfe von Werkzeugen und Maschinen; Start der Produktion und Optimierung der Produktionsabläufe für die Serienfertigung; Feststellung und Beseitigung von Störungs- und Fehlerquellen; Qualitätssicherung
Verfahrensmechaniker / Beschichtungstechnik
Farbe, Lacke oder Beschichtungen sind für die Oberflächen zahlreicher Produkte notwendig. Verfahrensmechaniker mit dem Schwerpunkt Beschichtungstechnik sind dafür zuständig, diese Beschichtungen aufzutragen und kümmern sich gleichzeitig um die dazu notwendigen Anlagen und Prozesse.
- Aufgaben: Behandlung von beschichteten und unbeschichteten Oberflächen; Vorbereitung und Anwendung verschiedener Beschichtungsverfahren; Herstellung von erforderlichen Stoffkonzentrationen, Lösungen und Mischungen; Bedienung, Einstellung und Überwachung der Maschinen; Messung, Prüfung und Überwachung der Arbeitsabläufe zur Qualitätssicherung
Verfahrenstechnologe / Metall
Verfahrenstechnologen mit dem Schwerpunkt Metall sind verantwortlich für die Produktion von Eisen, Stahl und Nichteisenmetallen. Die erforderlichen Kompetenzen für diesen Job umfassen verschiedene Techniken zur Bearbeitung von Werkstücken wie Spanen, Trennen, Umformen etc. und grundlegende Fähigkeiten im Bereich Elektronik und Mikroelektronik.
- Aufgaben: Umgang mit Werkstoffen, Herstellung von Werkstücken und Bauteilen, Auswertung von technischen Zeichnungen, Entwurf von Montagezeichnungen, Montage, Inbetriebnahme und Wartung von Maschinen, Einbau von elektrischen Bauteilen, Fehlersuche und -beseitigung
Werkstoffprüfer
Werkstoffprüfer sind Experten für die Beschaffenheit und Eigenschaft von Werkstoffen. Mit ihrer Arbeit überprüfen sie die Eignung von Materialien für die vorgesehene Verwendung und tragen somit zur gewünschten Qualität und besserer Sicherheit bei.
- Aufgaben: Prüfung von Werkstoffen und Auswertung der Ergebnisse; Bestimmung von Werkstofffehlern und deren Ursachen; Einrichtung und Wartung von Prüfmaschinen
Werkzeugmechaniker
Die Herstellung von Werkzeugen für industrielle Produktionsanlagen, mit denen beispielsweise Bauteile für Autos oder Flugzeuge gefertigt werden, gehört zum Aufgabenbereich von Werkzeugmechanikern.
- Aufgaben: Herstellung von Bauteilen nach technischen Zeichnungen und Zusammenbau gemäß Montageplänen; Anwendung von verschiedenen Bearbeitungsverfahren (Umformen, Stanzen, Fräsen etc.); Überprüfung und Instandsetzung von Bauteilen; Programmierung von computergesteuerten Werkzeugmaschinen
- Spezialisierung: Formtechnik; Instrumententechnik; Stanztechnik; Vorrichtungstechnik
Zerspanungsmechaniker
Zerspanungsmechaniker stellen mit Hilfe von CNC-Werkzeugmaschinen wie Dreh-, Fräs- oder Bohrmaschinen Präzisionsteile aus Metall her. Immer wichtiger werden dabei auch 3D-Drucker, die die Herstellung über additive Fertigungsverfahren ermöglichen. Digitale Modelle sind grundsätzlich ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit als Zerspanungsmechaniker.
- Aufgaben: Auswahl geeigneter Werkstoffe; Programmierung von CNC-Werkzeugmaschinen; Fertigung der Werkstücke mit den entsprechenden Verfahren; Überwachung von Produktion und Qualität; Dokumentation
- Spezialisierung: Drehautomatensysteme; Drehmaschinensysteme; Fräsmaschinensysteme; Schleifmaschinensysteme
Neue Berufe für die M+E-Industrie
Die Weiterentwicklung des gesamten Industriezweigs macht es erforderlich, auch im Ausbildungsbereich neue Denkansätze zu verfolgen. Seit 2018 bemühen sich die Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie deshalb um eine Modernisierung von Ausbildungsberufen.
Dazu gehören Anpassungen der zu erwerbenden Kompetenzen ebenso wie die Zusammenlegung bereits bestehender Ausbildungsberufe. Im Jahr 2021 hat der Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in diesem Zusammenhang die neuen Standardberufsbildpositionen für neu zu ordnende Berufe eingeführt.
Welche Metallberufe wurden bereits modernisiert?
Eine vollständige Neuordnung gab es bereits 2020 für die technischen IT-Berufe Fachinformatiker, IT-System-Elektroniker, Kaufmann für Digitalisierungsmanagement sowie Kaufmann für IT-System-Management.
Weiterhin wurde die Ausbildung für den Kaufmann für Groß- und Außenhandelsmanagement modernisiert. Schon 2018 traten die überarbeiteten Ausbildungsordnungen für die Metallberufe des Anlagenmechanikers, Industriemechanikers, Konstruktionsmechanikers, Werkzeugmechanikers sowie Zerspanungsmechanikers in Kraft.
Mit den Neuordnungen gehen außerdem neue Zusatzqualifikationen einher. In den Metallberufen können diese in den Bereichen Prozessintegration, Systemintegration, IT-gestützte Anlagenänderung sowie additive Fertigungsverfahren erworben werden.
Welche Metallberufe werden noch neugeordnet?
Zu den weiteren Ausbildungsberufen, die eine Neuordnung erhalten werden, zählen:
- Verfahrungstechnologe Kunststoff- und Kautschuktechnik (vorher: Verfahrensmechaniker Kunststoff- und Kautschuktechnik),
- Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker,
- Feinoptiker,
- Mikrotechnologe sowie
- Technischer Modellbauer.
Durch die Novellierung des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) gelten für Metallberufe seit 2020 ebenfalls die neuen Bezeichnungen der möglichen Fortbildungen. Die drei verfügbaren Fortbildungsstufen sind
- Berufsspezialist (erste Fortbildungsstufe),
- Bachelor Professional (zweite Fortbildungsstufe, entspricht der Meisterebene),
- Master Professional (dritte Fortbildungsstufe).
Damit stehen fertig ausgebildeten Fachkräften in der Metallindustrie weitere Möglichkeiten offen, sich beruflich weiterzuentwickeln. Das ist auch vor dem Hintergrund eine große Chance, da beispielsweise in Ingenieursberufen eine fortschreitende Spezialisierung den beruflichen Werdegang kennzeichnet.
Auf diese Weise lassen sich im Lauf der Karriere zusätzliche Qualifikationen und Kompetenzen erwerben, um auch in Zukunft innovative technische Lösungen entwickeln und verwirklich zu können.
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